DFiN – Mimis Morgen
12/03/2020DFiN – Nils Gewehr
19/03/2020
Schwer atmend kam er am Ende der Treppe zum Stehen. Wo war der verdammte Bengel nur wieder? Immer versprach er zur Hand zu gehen, und drückte sich dann.
Missmutig stapfte er in die Küche weiter, wobei seine schweren stampfenden Schritte die Holzdielen zum Knarzen brachte. >>Verdammtes altes Haus…!<< schnauzte er vor sich hin und warf eine braune Haarsträhne zurück. Ihn kümmerte es wenig, dass er mit den langen Haaren und zuweilen mächtig sprießendem Bart manchmal aussah wie ein verrückter Hinterwälder, der im nächsten Moment wie ein Verrückter brüllend eine Holzfälleraxt über dem Kopf schwingen würde.
Als er die altgediente Kaffeemühle erreichte beruhigte er sich wieder ein wenig. Routiniert griff er an dieser vorbei; sie war schon länger nicht mehr in Benutzung gewesen. Besonders nicht für echten Kaffee, der ein seltenes Mitbringsel aus der Stadt war.
Die meiste Zeit über tranken er und die anderen entweder einen Extrakt aus Brennesselwurzeln oder, wenn sie die Zeit zum Sammeln übrig hatten, einen Kaffeeersatz aus gerösteten Bucheckern und Eicheln. Nach einer Rezeptur des alten Joe, dem diese Farm einmal gehört hatte, die dieser noch aus Zeiten des Krieges und der Not kannte, als man nichts hatte. Nicht so viel anders als jetzt.
Der kräftige Mann atmete tief ein und aus, als er endlich die ersehnte bräunliche Plörre in der Hand hielt, die mit etwas Ahornsirup verfeinert sogar halbwegs annehmbar schmeckte. Er dachte nicht gerne an Joe, denn er vermisste den alten Kauz und es war noch nicht so lange her, dass sein Großonkel das Zeitliche gesegnet hatte.
Die Ankunft einer Frau riss ihn aus seinen Gedanken. Er nickte ihr knapp zu, und brummelte etwas von >>…verdammt neblig heute, da draußen,<<, gleichwohl er sich ein wenig dämlich dabei vorkam. Im Grunde war es fast jeden Morgen und fast jeden Abend neblig, zumindest zu dieser Jahreszeit. Warum musste er nur immer so nervös werden, in ihrer Gegenwart?
Sein Blick glitt kurz über ihre roten Haare, die ihre Schultern hinabfließen, bis zu ihren wohlgeformten Hüften und ihrem Gesäß. Seine Gedanken wechselten die Richtung, als wäre eine geworfene Münze auf die Kante gefallen, und hätte sich nun entschieden, endlich in eine Richtung zu Kippen.
Er vergaß den Jungen, der ihm heute beim Reinigen der großen Mähmaschine zur Hand gehen wollte, als sie sich vorbeugte, um den ausladenden alten Bauerntisch zu Decken, mit den Gedanken in eine ganz andere Richtung abschweifend.
>>Müsstest du nicht schon in der Fuhrscheune arbeiten?<<
>>Ja, aber der verdammte Bengel ist nirgendswo zu sehen. Also wohl doch erst Frühstücken… falls du mir Gesellschaft leisten willst?<<
Sie lächelte kurz, und der Junge war endgültig vergessen.