Die Schreibtypen: Plotter, Pantser oder Bojenschreiber?
04/05/2020Die ultimative Verschwörungstheorie
20/05/2020
George grinste, dem rötlichen Biest hinterher blickend, dass die Küche soeben verlassen hatte und Richtung Scheune aufbrach, um das Vieh zu Füttern. Sein Ärger über den Bengel war fast verflogen. Sie wusste einfach wie sie ihn aufmuntern konnte. Und seit dem Tag, an dem sie in einem halb kaputten Jeep die Schotterpiste hinaufgefahren war, mehr tot als lebendig, hatte sie Eindruck bei ihm hinterlassen.
Er mochte sie. Wirklich.
Dabei mochte er normalerweise nicht viele Dinge. Die meisten würden ihn wohl eher als mürrisch bezeichnen. Ein Eigenbrötler, der gerne mit sich selbst vereint all das Unbill der Welt angemahnte. Selbst der Sprung in einem Teller konnte so zu einem morgenfüllenden Thema werden; denn es war klar, dass der Teller nicht nur gesprungen war, weil er nach Jahren des Gebrauchs irgendwann an Materialermüdung litt. Nein, es war eine Konspiration der göttlichen Kräfte, ja des Schicksals selbst, was dafür sorgte, dass dies ausgerechnet ihm widerfuhr.
Es war schwierig, dem viel Gutes abzugewinnen. Seine Launen waren eine Belastung für die Gruppe, denn sie waren selten positiv und zumeist zogen sie einen gewaltig runter. Nicht unbedingt eine gute Voraussetzung, wollte man in dieser Umgebung nicht nur physisch, sondern auch mental gesund bleiben. Der einzige, dem es damit immer gut zu gehen schien, auch wenn er nie müde wurde das Gegenteil darüber zu behaupten, war er selbst. Vielleicht, weil er es so auch schaffte, immer der Mittelpunkt zu werden. Natürlich ungewollt, fragte man ihn.
Sie jedoch kümmerte all dies wenig. Beide kannten sich nicht, als er sie damals aus dem Jeep zog. Nicht unbedingt eine typische Handlung für ihn, hielt er sich doch gerne zurück und ging somit Ärger aus dem Weg. Aber etwas an ihr und in ihren flehentlichen Zügen hatte ihn berührt. Sie wog kaum noch etwas, und musste einen langen Weg hinter sich haben. So hatte er sie damals ins Farmhaus getragen, und vorsichtig auf der abgewetzten Couch im Wohnraum abgelegt. Luci.
Ja, George mochte Luci wirklich.
Genug, dass er sie nicht fragte, ob sein Zimmer das einzige war, in dass sie sich ab und an nachts stahl. Auch genug um nicht zu fragen, ob sie dort unter den Bettdecken dasselbe mit anderen machte, wie mit ihm. Und genug, nicht nachzufragen, ob ihr langsam runder werdender Bauch seine Verantwortung war, oder die eines anderen. Sogar genug, um die Abende, die sie nicht im Farmhaus eingesperrt zusammengekauert verbrachten, oder auf den Verteidigungsposten der Scheune, darauf zu verwenden ihr einen kleinen Ring zu schmieden.
Nicht dass er nicht auch mit dem Gedanken gespielt hatte, in das Juweliergeschäft der Stadt einzubrechen, die jenseits der Hügel lag. Aber es war gefährlich, die dunklen Gassen und Gebäude zu betreten, in deren Schatten Sie lauern konnten.
Zu gefährlich, um das Wagnis für etwas anderes als lebensnotwendige Dinge auf sich zu nehmen, auch wenn ihm die Aussicht, mit diesem selbst geschmiedeten schmucklosen Ring vor Luci zu treten, Schweißperlen auf die Stirn trieb. Was, wenn sie nein sagen würde?
George war sich nicht sicher, ob er Luci dann noch mögen würde.
Wirklich nicht.