Verborgene Archive – Lichtschwerttypen & andere Lichtwaffen
05/08/2020Die wichtigsten Genres & Subgenres der fiktionalen Literatur
25/08/2020Man würde es nicht vermuten, aber ein Problem, dass viele Schriftsteller beschäftigt ist, das „passende“ Genre zu finden. Dieses Problem ist sogar so verbreitet, dass manchmal ein Buch bereits geschrieben ist, oder zumindest in den Grundzügen entwickelt, bevor klar wird, dass man eigentlich keine präzise Antwort hat. Aber spätestens, wenn man sich an einen Verlag oder Literaturagenten wenden will, ist es notwendig eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Es wird allerdings in einschlägigen Ratgebern auch stets empfohlen, schon vor dem Schreiben eines Werks ein Genre dafür festzulegen.
Die Vorteile davon sind:
– Ein Buch oder anderweitiges Werk, dass einem Genre zugeordnet werden kann, führt eure Zielkundschaft zu euch
– Manche Genres haben stärker spezifizierte Merkmale als andere, die von euren Lesern dann auch in einem gewissen Umfang erwartet werden (diese werden auch Genre-Konventionen genannt)
– Wenn ihr einen Hänger habt, und euch Inspiration suchen wollt, ist es einfacher “passende” Kniffe, Wendungen oder simple Kreativitätsschübe innerhalb des passenden (oder artverwandter) Genres zu finden
– Es kann auf die äußeren Gegebenheiten und damit auch auf den inhaltlichen Aufbau maßgeblichen Einfluss nehmen (Stichwort: Buchlänge – Fantastische Romane, ob nun Fantasy oder Sci-Fi, haben nicht umsonst meist eine generösere Auffassung des Themas der guten Länge für einen Startroman, sondern weil hier bewusst mit mehr Worldbuilding gerechnet wird, um ein Beispiel zu nennen)
Die Nachteile der Methode ein Genre festzulegen bevor ihr anfangt eine Geschichte zu schreiben würde ich euch gerne nennen, doch es sind mir schlicht keine bekannt. Es scheint viel mehr so, dass jeder Schriftsteller herausfinden sollte, wann für ihn der richtige Zeitpunkt in seinem Arbeitsablauf gekommen ist, sich über das Thema des Genres Gedanken zu machen. So ist es für manche leichter, das Genre schon vor dem Plotting, also dem Entwickeln der Grundzüge des Romanes oder der Geschichte festzulegen, und andere empfinden es als Einschränkung ihrer Kreativität, und wollen erst den grundlegenden Umriss/Ablauf ihres Werkes vor sich haben, ehe sie überlegen welchem Genre dies zuzuordnen ist.
Wie finde ich mein Genre?
Es gibt eine unglaubliche Fülle an Genres mit ihren zugehörigen Subgenres. Manchmal ist das Genre, in dem man schreiben will, nicht einmal das Genre, das man bevorzugt liest, auch wenn sich letzteres meist positiv auf die Qualität des Plots und Schreibwerks auswirkt. Aber obwohl die Liste an Genres und ihren Subgenres so riesig ist, erwarten viele, dass man auf Anhieb genau spezifizieren könnte in welchem (Sub)Genre man schreibt. Diesen Druck sollte man sich selbst ersparen, besonders wenn man bedenkt, dass immer wieder neue Subgenres entstehen und dazu kommen.
Ein guter erster Schritt ist allerdings immer:
Sieh dir eine aussagekräftige Liste an Genres und ihren Subgenres an
– sprich: Eine Liste, die Auskunft über Genre-Konventionen gibt.
Vielen genügt dieser erste Schritt schon, weil sie beim Durchlesen verschiedener Listen plötzlich über ein (Sub)Genre stolpern, in dem sie sich selbst oder ihr Werk/ihre Idee wiederfinden.
Sollte dies nicht gelingen, gibt es einen weiteren möglichen Schritt:
Brich dein Buch auf seine wichtigsten Parts runter und prüfe diese auf Genre-Konventionen/Übereinstimmungen
Natürlich denkt man als Autor eines Werkes immer, das alles was man geschrieben oder geplant hat wichtig für die Geschichte ist, die man erzählt. In gewisser Weise stimmt dies auch, sonst hätten wir es ja nicht so geplant oder getan. Aber um die Möglichkeit zu haben, das Genre zu finden – oder auch für andere “Hintergrundarbeiten” des Autors – kann es unerlässlich sein, Übungen darin zu haben, die Kernpunkte deiner eigenen Geschichte zu definieren.
Hilfreiche Fragen/Schritte sind dabei:
-) Was ist der Plot, respektive: Was ist unerlässlich für den Plot?
-) Welche Elemente kommen dazu? (Als Beispiel: Magie-Elemente deuten auf Fantasy, nicht wahr?)
-) Wo und wann spielt die Handlung der Geschichte?
(Als Beispiele: Findet die Handlung im Jahre 3000 auf dem Mars statt, ist die Chance groß, dass du eine Sci-Fi-Story geschrieben hast. Findet die Handlung spezifisch im Mai 1667 in Venedig statt und verfolgt die Geschichte einer jungen Kaufmannstochter auf ihrem Weg zu Glück und Liebe wird es sich für dich lohnen, die Genres “Liebesroman” und “Historischer Roman” nochmal abzuklopfen, um näher definieren zu können.)
-) Mit welchen Gegnern haben es deine Hauptprotagonisten zu tun?
(Kommen z. B. Monster vor, befindest du dich im Reich der Fantastik. Ist der Schwerpunkt bei “typischen mystischen Kreaturen” die man aus Sagen und Legenden oder Fantasy-Romanen kennt, dann findest du dich in diesem Genre vielleicht wieder. Oder ist es vielleicht ein Geist, der den Einzug einer jungen Familie in ein neues Haus zur Höllenerfahrung macht? Dann findest du dich vielleicht eher im Horrorbereich…)
E) Was sind die grundlegenden Beziehungen zwischen Hauptprotagonisten beziehungsweise inwiefern verändern sie sich?
(Beispiel: Der Schwerpunkt deiner Geschichte liegt auf zwei jungen Menschen die sich zufällig begegnen und deren Romanze im Verlauf der Geschichte intensiviert wird bis zu dem Punkt, an dem die Geschichte die Entwicklung dieser Beziehung trägt, statt die Entwicklung der Beziehung die Geschichte nur begleitet? Gratulation, es ist womöglich ein Liebesroman. Ist der Großteil dieser Entwicklung zügig genug abgeschlossen, so dass ein nicht unerheblicher Teil des Buches die daraus folgenden erotischen Eskapaden beleuchtet? Gratulation, es ist wohl eher ein Erotikroman, denn ein Liebesroman. Ist beides aber eher limitiert, “Beiwerk”, dass sich im Verlauf der Geschichte entwickelt aber einfach nicht einer der absoluten Hauptaspekte ist auf dem ein großer Schwerpunkt liegt, so hast du Romantik wohl nur als Subplot, also “Unterpunkt” deiner Geschichte, ohne dass diese deswegen gleich dem Romantikgenre zugeordnet werden müsste.)
Die meisten von euch werden merken, dass eure Werke mehr als ein Genre touchieren, oder mehr als einen Subplot haben, der in andere Genres passt. Das ist normal, denn wir sollten nie vergessen:
Genres sind nicht trennscharf
Euch wird, wenn ihr euch mit diesem Thema beschäftigt, schnell auffallen, dass sich Genre-Listen voneinander unterscheiden. So tut es auch meine sicher in etlichen Punkten von den Auflistungen anderer Personen. Das liegt daran, dass die Kriterien für eine Klassifizierung einfach unterschiedlich und individuell sind. Nun könnte man sagen, dass Genres damit relativ sind – und ja, in gewisser Weise sind sie das. Aber sich über das Genre in dem man schreibt und insbesondere die Genre-Konventionen die sich daran knüpfen hilft nicht nur sich über das Buch zu verständigen (zum Beispiel wenn man mit diesem an Literaturagenturen oder Verleger herantritt), sondern auch den eigenen Blick dafür zu schärfen, worauf man achten und einen Schwerpunkt legen sollte. Mal ganz zu schweigen von effektiver Werbung für das eigene Machwerk, was spätestens im Bereich des Self-Publishens ein nicht unwesentlicher Faktor für den Autor ist.
Überschneidungen oder Anleihen mit/von anderen Genres sind daher vollkommen normal, und diese Fragen sind dazu gedacht, euch zu helfen, dies zu identifizieren und dann – folgerichtig – den Schwerpunkt eurer Geschichte einem Genre zuordnen zu können.
Hilft alles nichts, könnt ihr auch noch Schritt 3 erwägen:
Eliminierung und Kombination von Genre-Optionen
Sollte eure Geschichte wirklich keinem Genre zugeordnet werden können, so besteht immer noch die Möglichkeit Genres zu kombinieren und eine klare Aussage/Vorstellung darüber zu haben, aus welchen Elementen sich euer Werk zusammensetzt, und wo es dementsprechend zuzuordnen ist. Wichtig ist, dass ihr, wenn ihr dies tut, ehrlich mit euch und der Frage umgeht, welche Elemente denn wie tragend für das Gesamtwerk sind und ihr folgerichtig Prioritäten erkennt/schafft/setzt.
Hier ist es wichtig, sich auch immer im Klaren darüber zu sein, wie wichtig ein Subplot für eure Geschichte ist. Natürlich ist zum Beispiel eine Liebesromanze vielleicht für euch als Autor ein wichtiger Punkt, denn er fließt in die Entwicklung der Charaktere ein. Aber ist es deswegen gleich ein Schlüsselpunkt der gesamten Handlung und diese “komplett” fokussiert darauf, so dass eure Geschichte im Grunde darauf mehr aufbaut als auf anderen Punkten, wie z. B. dem Mysterium dem die Charakter auf den Grund gehen (Krimi) oder dem grauenhaften Schrecken dem sie zu entkommen versuchen (Horror)?
Auch hake ich an dieser Stelle noch einmal meine eingangs getroffene Aussage nach, dass es immer von Vorteil ist, in der Lage zu sein, über das Genre des eigenen Werks eine Aussage treffen zu können: Habt ihr jemals versucht die Handlung eurer Geschichte in einer halben DinA 4-Seite verlagsgerecht aufzuarbeiten?
Wenn ihr euer Buch in einem Genre bewerbt, es aber keinerlei echte Verbindungen dazu hat, wird es bemerkt werden. Und umgekehrt: Manchmal gibt es Genres, die gerade nicht gefragt sind. Nicht selten zwingt dies Schriftsteller dazu, ihre Idee anders zu pitchen. Und so wird ein Sci-Fi-Roman mit einem Subplot in Form einer großen Romanze eben eher als große Liebesgeschichte verkauft, denn als Sci-Fi-Roman, auch wenn die Geschichte ein Sci-Fi-Setting hat.
Ihr seht: Die Arbeit sich darüber einen Kopf zu machen lohnt in mehrfacher Hinsicht.
Das Alter des Zielpublikums
Als gesonderten Schritt möchte ich euch auch noch nahelegen, euch darüber im Klaren zu sein, für welche Altersgruppe ihr schreibt. Dies ist in gewisser Weise ein eigenständiges Kriterium, das aber massive Auswirkungen auf Inhalt, Aufbau, Länge und Schreibstil hat, so dass ihr es unbedingt vorher abgeklärt haben solltet.
Kinder- und Jugendliteratur
(Young adult, New adult)
Im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur wird oft erwartet, ein spezifisches Alter anzugeben, für welches das Buch gedacht ist. Typischerweise wird hier unterschieden in:
0 – 2 Jahre | Bilderbücher |
2 – 5 Jahre | Bilder – & Vorlesebücher |
5- 8 Jahre | Vorlese- & Erstlesebücher |
8 – 12 Jahre | Kinderroman |
ab 12 Jahre | Jugendroman |
Je nach Altersstufe werden unterschiedliche Kriterien angesetzt, was zum Beispiel die Länge der Werke, Probleme mit denen sie sich auseinandersetzen müssen oder auch simpel die Altersspanne der Protagonisten anbelangt, gleichwohl einige Konventionen im Bereich Kinder- und Jugendroman mittlerweile gefallen sind. So werden heute durchaus zum Beispiel längere Kinder- und Jugendromane gedruckt, oder mehr Freiheit bei der Altersspanne der Hauptprotagonisten gewährt. Dennoch leuchtet ein, dass Sprache, Aufbau und Inhalt der Altersstufe angemessen (und für diese interessant!) gehalten werden sollten.
Erwachsenenliteratur
(Adult adult)
Erwachsenenliteratur umfasst im Prinzip alle Werke, die nicht in den spezifischen Bereich Kinder- und Jugendliteratur fallen, also keinem jüngerem Zielpublikum angepasst, sondern im langläufigen Sinn für “Erwachsene” gedacht sind.
“All age literature”
In den letzten Jahren ist eine neue Differenzierung – oder vielleicht besser: “Nicht-Differenzierung?” – hinzugekommen: Die “All age”-Literatur. Diese bezieht sich auf Werke, die Jugendliche ab 12 Jahren ansprechen sollen, aber eben auch Erwachsene aller Altersstufen.
An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, dass es keine Konvention darüber gibt, ob diese Zielgruppen-Angabe als eigenständige Genres, übergeordnete Genres, oder überhaupt als Genres gelten, so dass die meisten Autoren, Literaturagenten und Verleger ihre eigenen Einteilungen und Spezifikationen legen. Manche sehen es als ergänzende Information, andere als grundlegende Typisierung der Machwerke. Spätestens wenn man sich allerdings im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur bewegt macht es Sinn, sehr genau zu wissen welche Altersgruppe man ansprechen will, da viele Verlage darauf spezialisiert sind und spezifische Anforderungen stellen, und/oder Verlage für Kinder- und Jugendliteratur eigene Fachabteilungen haben – die wiederum Vorgaben stellen, welche man einhalten sollte, wenn man bei diesen spezifischen Verlagen Erfolg haben will.