DFiN – George’s Frühstück
12/03/2020DFiN – 2
26/03/2020Er kniff die Augen zusammen, als sein Blick zum schmalen Schlitz glitt, durch den die Sonne hier und da hereinblinzelte. Den Riss im Fensterrahmen hätte er längst flicken müssen, aber die letzten Tage waren arbeitsreich. Nicht, dass dies jetzt viel mit allem zu tun hatte.
Das Gewicht des Gewehres auf seinen Schoß erinnerte ihn an seine Aufgabe. »Warte die beschissenen Dinger endlich!«
Das Klicken des Magazins war ihm so wohlvertraut, dass es fast ein Schaudern verursachte, das Geräusch erneut zu vernehmen. Er war hier nicht mehr drin, seit sein Cousin starb. Und die Wochen zogen schnell dahin, wenn der Weizen in die Höhe schoss und man damit beschäftigt war, Vorräte für den nahenden Winter heran zu schaffen.
Sein Blick senkte sich kurz auf den ursprünglich verchromten Lauf, den sie mit simplen schwarzen Edding übermalt hatten. Zu groß war die Gefahr, dass er funkelte und entweder das rar gewordene Wild, das ihren Speiseplan ein wenig auffrischte, verscheuchte oder gegensätzlicher Weise im ungünstigsten Moment einen Lichtstrahl reflektierte, so Plünderer oder anderes Gesocks auf den eigenen Standort aufmerksam machend.
Das letzte Jahr war ein gutes Jahr gewesen. Bis auf einen kleineren Vorfall an einer Grenze waren sie verschont geblieben und niemand war unerwartet aufgetaucht. Eigentlich hatte man mit einer Verschlimmerung gerechnet; die Städte waren endgültig ausgeblutet und leer geplündert, die Leute mussten in Scharen über das Land wandern, auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf und Nahrung.
Zumindest wenn man dem Jungen glaubte, der vor gut zwei Wintern im Spätherbst aufgetaucht und in eine der Plündererfallen geraten war. Schlotternd, halbverhungert, auf der Suche nach einem warmen Feuer und etwas Essbarem. Nicht jeder war begeistert, dass sie ihn hierbehielten. Lange fürchtete auch er, ebenso wie sein Cousin, dass es sich um eine Finte handeln könnte und der Junge mitten in der Nacht weglaufen würde. Zurück, woher auch immer er in Wirklichkeit kam, um seinen Kameraden zu erzählen, dass es hier fruchtbares Land, Tiere und Vorräte gab.
Menschen waren dumm, in solchen Fällen. Vor lauter Panik, sie würden nichts mehr abbekommen, stahlen und mordeten sie. Sogar das Saatgut nahmen sie den Farmern ab – nicht im Geringsten daran denkend, dass es sie um die Ernte des kommenden Jahres brachte.
Aber nicht mit ihm.
Der Abzug klackte noch einmal leise, als er ihn probehalber betätigte und prüfte.